Sonntag, 9. Juni 2019

Pappkamaraden

Neuwirth behauptet drei Punkte entdeckt zu haben:
-- der Koran ist nicht auf einen Schlag entstanden
-- der Koran ist keine "auktoriale Niederschrift"
-- Muhammad hat nach seinem Tod keine Suren verkündet

Neuwirth ist vielfach ausgezeichnet worden.
Die Feuilletons finden sie gut.
Ich finde ihre Schriften unverständlich, überkompliziert,
aufschneiderisch und ohne jeden Neuigkeitswert.
Betrachten wir die drei großen Entdeckungen.

Dass der Koran über Jahr­zehnte gewachsen ist, weiß nicht nur Neuwirth.
Dass die Verkündigung mit dem Tode des "Siegel der Propheten" versiegte,
behauptet nicht nur Neuwirth.
Um den Punkt "der Koran als Kommuni­kations­prozess" zu verstehen,
hilft es, sich eine Autistin vorzustellen,
eine gerechte Neuwirth, die behauptet, sie behandele alle Hörer gleich,
egal ob Erstsemester oder Dokto­rand: sie spreche immer gleich,
im Seminar berücksichtige sie keine alten Rätsel
(die Fragen und Einwände aus der letzten Woche),
sie sage einfach, was Sache sei.
Das nennt sie "auktorial".
Deshalb kommt ihr*m der Koran,
in dem es kurze und lange Verse gibt.
in dem mal mehr, mal weniger gereimt wird,
in dem manchmal direkt auf Ein­wände von Unver­ständi­ges ein­gegangen wird,
in dem gedroht wird und versprochen,
in dem sogar mal Kom­promisse möglich schienen,
performativ, kommunikativ, Mit­schrift-artig vor,
mit einem aktiven und vielen meist pas­siven Autoren.

Manchem erscheint das als selbstverständlich,
andere verweisen auf die Umstände, in denen die Suren ent­standen sind,
Neuwirth aber entdeckt da etwas ganz merkwürdigen: einen A-Autisten.


Ich weiß nicht, wie das gehen soll, einen Nicht-Text zu lesen.
Wenn sie sagte: Kein vom Himmel gefalle­ner Text,
sondern ein im Gespräch, im Streit ent­stan­dener Text,
das könnte ich verstehen.
Aber was sie wirklich schreibt, ist dummes Zeug.
Gewiss, ich soll verstehen, was gemeint ist.
Sorry, als Wissenschaftler* soll er*sie schreiben, was er*sie GENAU meint.
Schon Konfuzius wusste: Wer klar denkt, und klar schreibt, dient der Ordnung.
Und ich sage: Poesie ja, Para­doxes gern, aber nicht schnell Raus-Gerotz­tes Wirres Zeug -- bitte.

Wissenschaftler* oder Imam-Ausbilder*


Ein* Wissenschaftler schreibt so nicht.
Nur für eine*n Gläubigen sind das Einsichten.

Ich habe den Verdacht, dass Kermani ihr* dafür den Preis zuge­spro­chen hat.
Auch ohne verräterische Sprach-Missgriffe,
wäre es klar, dass sie* keine Wissenschaftler* ist,
Hypothesen braucht sie nicht,
sie weiß --
auch wenn es nicht um Religion geht.
Ich habe bei Ihr* den Eindruck, dass sie Muhammad war
oder zumindest Mäuschen;
Vermutungen, Möglichkeiten, Plausi­bili­täten sind nicht ihr Ding.
Sie weiß immer alles -- meint sie, schreibt sie.

Sigmund-Freud-Preis für wissenschaftliche Prosa

Kann das sein?
Kann ich mit meiner Kritik an dem unnötig trabendem Stil von Neuwirth recht haben?
Haben die Lektoren von Suhrkamp und von Corpus Coranicum alle geschlafen
und nur ich bemerke, dass Göttin nackt ist bzw. ihre Kleider das Geld nicht wert sind?
Hat die Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung ihr nicht 2013 den Sigmund-Freud-Preis für wissen­schaftliche Prosa zuerkannt?
Doch halt!
Die Laudatio hielt das Jurymitglied Navid Kermani und ---
er erwähnt die Sprache Neuwirths mit keinem Wort!
Es hätte mich auch sehr gewundert, wenn jemand bei Verstand,
jemand wie Kermani wirklich die Prosa des* Preis­träger*s loben könnte.
Er gab ihr den Preis gegen Theo Sarrazin und gegen Pierre Vogel, wegen dem, was er für den Inhalt der Bücher hält ((ich behaupte: es gibt gar keinen klaren Inhalt, trotz der vielen Wörter)), für ihre Haltung, aber gewiss nicht für ihre Sprache.

Aporie der Umstehenden

Dass es Neuwirth nicht darum geht, verstanden zu werden,
schon gar nicht von den 99,9 normalen Menschen,
sondern nur darum, Wind zu machen,
erkennt man an dem nötigen Gebrauch von Fremdwörter:

Was soll "Aporie der Umstehen­den" bedeuten.
Nach der Lektüre der Texte Neuwirths kann ich mir nicht vorstellen,
dass sie sich irgendetwas dabei gedacht hat,
außer dass es gebüldet klingt.
... ist aber hohl.

begegnen

"Bei Aldi begegnen Preissteige­rungen."
"Auf der A 101 begegnen Unfälle."
Mir begegnen solche Sätze nie.
Nach meinem "Duden. Das große Wörterbuch der deutsche Sprache" in sechs Bänden von 1977 kann man "begegnen" nicht absolut im Sinne von "vor­kommen" benutzen.
Weil Idiot*en wie Angelika Neuwirth das Wort aber ständig so benutzen,
und da der Duden ja nur wieder­gibt, was benutzt wird,
wird es heute verzeichnet.
Aber nur über meine Leiche.
Kein*e kompetente*r Sprecher* der deutschen Sprache benutzt das Wort so,
nur A...löcher*, Leute*, die sich für was besseres halten,
Dummköpfe*, die die Leere in ihrem Kopf durch "gehobenen", gekünstelte, ge­drech­selte Sprache ver­decken wollen.
Bei mir erreichen sie das Gegenteil: Ich kotze.




Doch "begegnen" ist nicht das einzig "gehoben" gebrauchte Wort.
Es geht mir nicht um ein fremdes Konzept, etwas was man nicht in nor­malem Deutsch ausdrücken kann, sondern darum dass man auf teufel­komm­raus anders schreiben muss als kompe­tente Sprecher der Sprache, die nicht im Elfen­beinturm aufgezogen wurden.

... und Muḥammad sein Prophet

A. B. Neuwirth schreibt von der "Zentralität der Prophetie" in den Suren der zweiten Phase.
Pro-phetie ist "Voraus-sage eines zukünftigen Geschehens, Prophe­zeiung, Weis-sagung, Hell-sehen".
Prophetie spielt im Koran keine Rolle.
Aber, werden sie jetzt sagen: Aber Muḥammad ist doch sein Prophet.
Pustekuchen!
Er ist Gottes Gesandter (rasûl), sein Sprecher (nabī), Über­bringer eines Buches; (Ver-)Künder, Warner.
Von Vorher-Sagen/Pro-phetie ist nicht die Rede.
Begegnen Neuwirth ist nicht die Einzige, die Falsches nachplappert,
doch für sie ist es typisch.

Das hebräische "Nabi" für "Sprecher" Gottes hat man ins Griechische mit dem Wort für Orakel­deuter, Vorher­sager über­setzt, weil "Angelos/Bote" schon für מַלְאָךְ/Engel/ملاك vergeben war.
Und so verfuhr man mit dem verwandten arabischen Wort.
Doch da im Deutschen die griechische Grundbedeutung -- vor allem bei "Pro­phetie", aber auch sonst -- gilt, wäre es besser, wenn man die entsprechenden Gestalten der Hebräischen Bibel "Sprecher" (spokesperson, analog zu "Regierungssprecher" Gottes­sprecher, Künder) nennte -- und so auch Muḥammad.
Im Glaubensbekenntnis kommt "Nabi" übrigens gar nicht vor: ... wa Muḥammadan Rasūl Allāh, Gottes Gesandter, Gottes Apostel.
Aber Luther schreibt doch von "Propheten", es kann doch nicht dein Ernst sein, dass wir das durch "Sprecher" oder "Ver-Künder"ersetzen sollen?
Dass man etwas "schon immer" falsch gemacht hat, ist kein Grund es weiter so zu machen.
Christen deuteten viele Stellen der Hebräischen Bibel als Vorher-Sagen des Gesalbten (=Christos) Jesus von Nazareth. Deshalb gefiel ihnen die Fehl­übersetzung von Nabi.
Ein Grund mehr, sie endlich zu korrigieren.

Mittelmekka -- Unsinn

Begegnen Neuwirth und viele andere Insider-Jargonisten sprechen von "Mittelmekka", womit sie keineswegs die Downtown, die Mitte vo...