Sonntag, 9. Juni 2019

... und Muḥammad sein Prophet

A. B. Neuwirth schreibt von der "Zentralität der Prophetie" in den Suren der zweiten Phase.
Pro-phetie ist "Voraus-sage eines zukünftigen Geschehens, Prophe­zeiung, Weis-sagung, Hell-sehen".
Prophetie spielt im Koran keine Rolle.
Aber, werden sie jetzt sagen: Aber Muḥammad ist doch sein Prophet.
Pustekuchen!
Er ist Gottes Gesandter (rasûl), sein Sprecher (nabī), Über­bringer eines Buches; (Ver-)Künder, Warner.
Von Vorher-Sagen/Pro-phetie ist nicht die Rede.
Begegnen Neuwirth ist nicht die Einzige, die Falsches nachplappert,
doch für sie ist es typisch.

Das hebräische "Nabi" für "Sprecher" Gottes hat man ins Griechische mit dem Wort für Orakel­deuter, Vorher­sager über­setzt, weil "Angelos/Bote" schon für מַלְאָךְ/Engel/ملاك vergeben war.
Und so verfuhr man mit dem verwandten arabischen Wort.
Doch da im Deutschen die griechische Grundbedeutung -- vor allem bei "Pro­phetie", aber auch sonst -- gilt, wäre es besser, wenn man die entsprechenden Gestalten der Hebräischen Bibel "Sprecher" (spokesperson, analog zu "Regierungssprecher" Gottes­sprecher, Künder) nennte -- und so auch Muḥammad.
Im Glaubensbekenntnis kommt "Nabi" übrigens gar nicht vor: ... wa Muḥammadan Rasūl Allāh, Gottes Gesandter, Gottes Apostel.
Aber Luther schreibt doch von "Propheten", es kann doch nicht dein Ernst sein, dass wir das durch "Sprecher" oder "Ver-Künder"ersetzen sollen?
Dass man etwas "schon immer" falsch gemacht hat, ist kein Grund es weiter so zu machen.
Christen deuteten viele Stellen der Hebräischen Bibel als Vorher-Sagen des Gesalbten (=Christos) Jesus von Nazareth. Deshalb gefiel ihnen die Fehl­übersetzung von Nabi.
Ein Grund mehr, sie endlich zu korrigieren.

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